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Somaliland

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Die Unabhängigkeitsbestrebungen von Somaliland

Vor der Unabhängigkeit Somalias stand das Gebiet von Somaliland unter britischem Protektorat. Nach der Unabhängigkeit Somalias schloss sich dieses Gebiet mit dem ehemaligen italienischen Protektorat zusammen und bildete die Republik Somalia.

Das Regime Siad Barres siedelte nach dem Ogaden-Krieg 1977 über 400.000 Flüchtlinge aus dem Ogaden-Gebiet (Ogadenis und einige Oromos), in Nord-Somalia, im Clan-Gebiet der Isaq an. Da die Isaq mit dieser massenhaften Ansiedlung konfrontiert wurden, kam es zu Spannungen zwischen den verschiedenen Volksgruppen. Die Isaqs fühlten sich von dieser Einwanderungswelle in ihrem eigenem Gebiet an den Rand gedrängt. Die Hilfsorganisationen und die Regierungsstellen aus Mogadischu halfen nur den Einwanderern aus dem Ogaden, dadurch fühlten sich die Isaqs benachteiligt. Die Situation verschärfte sich im Mai 1988 zu einem Volksaufstand, der mittels Kampflugzeugen von südafrikanischen Söldnern niedergeschlagen wurde. Viele Isaqs flohen nach Äthiopien und führten von dort einen Guerilla-Krieg gegen die Machthaber in Mogadischu. Nach dem Sturz des Regimes von Siad Barre kehrten 1991 die Isaqs in ihr altes Siedlungsgebiet zurück.

Im Februar 1991 trafen sich in Berbera verschiedene Clans, um für Nord-Somalia eine friedliche Einigung zu finden und eine Erklärung für die Unabhängigkeit von Nord-Somalia auszuarbeiten. Als Folge dieses Treffens wurde Nord-Somalia, als Republik Somaliland, am 18. Mai 1991 für unabhängig erklärt. Für eine Übergangszeit von zwei Jahren sollte der Clan der Isaq die Führungsrolle übernehmen, aber die anderen Clans an der Regierung beteiligen. Nach dieser Übergangsphase wurde auf einer großen Konferenz in Boorama 1993 fünf Monate lang über die Zukunft Somalilands diskutiert. Man einigte sich auf die Ernennung des Interimspräsidenten Ibrahim Egal, der bis zu seinem Tode im Jahre 2002 das Land führte. Seit dem 3.5.2002 regiert sein Nachfolger Dahir Riyale Kahin. Trotz der Unabhängigkeitserklärung wurde Somaliland international und von der UNO bisher nicht anerkannt.

Mit kleinen Schritten versucht man nun die Unabhängigkeit zu zementieren: jeder der etwa 2,5 Millionen Einwohner soll bald einen neuen Pass bekommen, schon jetzt tragen die Autokennzeichen die Aufschrift "Republik Somaliland" und die neue Währung, der "Somaliland-Schilling" ist schon eingeführt.

Viele westliche Journalisten berichten, dass es im Vergleich zu anderen Landesteilen Somalias wesentlich sicherer zugeht und das öffentliche Leben zur Normalität zurückgefunden hat. Eine eigene Polizei kontrolliert die Städte, bewaffnete Warlords seien nicht mehr zu sehen. Viele ehemalige Kämpfer wurden in die Polizei integriert und erhalten regelmäßig ihren Lohn. Sie sind also nicht, wie in Afrika vielerorts üblich, auf die Wegzölle an den Kontrollpunkten angewiesen, um zu überleben. Die Konflikte der Clans wurden in Somaliland mit Hilfe alter angesehener Clanführer gelöst. Bis heute ist das Land relativ friedlich geblieben.

Nach dem 11. September 2001 gab es in Somaliland nicht einmal Demonstrationen für Osama Bin Laden, wie es sie etwa in Mogadischu gab. Allerdings gibt es Berichte, dass in einigen Moscheen die Vorbeter für Bin Laden und die Al Qaida warben. Der ehemalige Präsident Egal unterstützte die USA in ihrem Kampf gegen den Terrorismus und ließ die Büros der Firma Al Barakaat in seinem Land schließen, nachdem die USA Al Barakaat der Unterstützung der Al Qaida bezichtigte. Da es in Somaliland keine international anerkannte Bank gibt, führte dies allerdings dazu, dass die Menschen in Somaliland keine Zahlungen mehr von ihren im Ausland lebenden Verwandten erhalten können. Dabei sind diese Zahlungen überlebenswichtig, da es sonst keine großen Einnahmequellen für das Land gibt. Bei einem jährlichen Staatshaushalt von gerade mal 20 Millionen US-Dollar ist es fast unmöglich auch nur die staatliche Verwaltung zu finanzieren.

Einst gab es einen regen Viehhandel mit Saudi-Arabien. Millionen von Tieren verschiffte man jährlich für die Märkte auf der Arabischen Halbinsel. Aber auch diese Einnahmequelle ist versiegt, nachdem die Saudis den Import von Tieren aus Somaliland verboten hatten. Als Grund für die Unterbindung des Imports wurde das Rift Valley Fieber genannt, an dem die Tiere erkrankt seien. Nordsomalische Regierungssprecher halten diese Begründung aber für vorgeschoben, da Veterinäre der UNO dafür keine Anzeichen finden konnten. Vielmehr würde Nordsomalia für seinen Kampf gegen den islamischen Fundamentalismus bestraft, so der ehemalige Präsident Egal.

Gerüchten zufolge wurde in der Nähe der Küstenstadt Berbera Öl gefunden. Angeblich verhandelten die nordsomalischen Regierungsstellen schon mit China um die Konzession zur Förderung. Solle sich dies bestätigen, könnte mit diesen Einnahmen der Staatshaushalt saniert werden, sofern nicht zu viele Gelder der Korruption zum Opfer fallen. Es ist davon auszugehen, dass auch amerikanische Firmen gerne eine Konzession für eine Ölförderung besitzen würden und somit Somaliland für die Interessen der USA eine Rolle spielen könnte, zumal das Land strategisch eine Rolle spielt. Es liegt neben dem Kleinstaat Dschibuti und gegenüber von Jemen. Dort vermuten die Amerikaner noch viele intakte Zellen der Al Qaida. Neben Dschibuti würde sich Nordsomalia, vor allem die Hafenstadt Berbera, hervorragend für eine militärische Basis eignen.

Autor: Dipl.-Pol. Mathias Weber.
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Weitere Informationen zu Somaliland können Sie in dem Buch "Kein Frieden für Somalia?" nachlesen.

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Somaliland: Junge Demokratie bedroht

Verschiebung der Wahlen macht grundlegende Probleme bei Menschenrechten deutlich.

(Hargeisa, Somaliland) – Die Regierung von Somaliland missachtet das Gesetz sowie demokratische Regeln und gefährdet dadurch die Demokratisierung des Territoriums, so Human Rights Watch in einem heute veröffentlichten Bericht. Die Regierung unter Präsident Dahir Riyale Kahin ist für Menschenrechtsverletzungen und die wiederholte Verschiebung der Wahlen verantwortlich. » weiter zum kompletten Bericht "Somaliland: Junge Demokratie bedroht".

Weitere Links:
Dieser Bericht auf Englisch.
Pressemeldung auf Somali.
Zusammenfassung des Berichts auf Somali.

Quelle: www.hrw.org

Wir bedanken uns für die freundliche Genehmigung durch Human Rights Watch zur Veröffentlichung des Berichts auf der Web-Seite Somalia-aktuell.de.


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