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Piraten vor der somalischen Küste

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Somalia liegt strategisch wichtig am Golf von Aden, durch den die Routen der internationalen Handelsschifffahrt von Asien nach Europa verlaufen. Die Containerschiffe müssen das Nadelöhr zwischen Jemen und Somalia passieren, um den Suezkanal, der das Mittelmeer mit dem Indischen Ozean verbindet, zu erreichen. Jährlich passieren über 20.000 Handelsschiffe diese Passage, die damit zu den meist befahrenen Schifffahrtstraßen der Welt gehört. Neben vieler Handelsware aus Asien werden auf dieser Route auch ca. vier Prozent des täglich weltweiten Erdöls transportiert.

Seit 2007 sehen sich diese Route befahrende Schiffe verstärkt mit Piratenübergriffen, die von der somalischen Küste aus gestartet werden, konfrontiert und zwar in einem Ausmaße, dass der Weltwirtschaft ein Schaden in Millionenhöhe entstanden ist. Einerseits durch die Lösegeldzahlungen an die Piraten, andererseits durch die Umfahrung dieser gefährlichen Seestrecke, um die Gefahr der Kaperung zu umgehen. Die lange Strecke führt ums Kap der guten Hoffnung, durch den gefährlichen Agulhas-Strom, der schon viele große Frachtschiffe schwer beschädigt hat. Die Strecke um das Kap der guten Hoffnung ist rund 4.500 Seemeilen länger als durch den Golf von Aden. Für die Hin- und Rückfahrt eines Tankers fallen so leicht Mehrkosten von ca. einer Millionen Dollar und mehr an.

Durch diese Piraterie vor der Küste Somalias geriet Somalia wieder in das Blickfeld der Weltöffentlichkeit und veranlasste die internationale Gemeinschaft, militärische Maßnahmen zu ergreifen.

Doch wie kam es zu dieser dramatischen Entwicklung? Was sind die Ursachen, die junge Somalis dazu treibt, auf hoher See ausländische Segler, Tanker und Handelsschiffe zu überfallen?

Diesen Fragen wird in der neuen Auflage des Buches "Kein Frieden für Somalia?" nachgegangen.

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Chronologie der Piratenüberfälle

Quelle: Wikipedia-Artikel „Piraterie vor der Küste Somalias“

Der nachfolgende Text unterliegt der GNU-Lizenz für freie Dokumentation.

Seit 2005 ereigneten sich in den Gewässern am Horn von Afrika zahlreiche Überfälle auf Schiffe durch Piraten. Einige dieser Zwischenfälle machten international Schlagzeilen:

  • Am 5. November 2005 wurde das Kreuzfahrtschiff Seabourn Spirit mit 210 Besatzungsmitgliedern und Passagieren an Bord vor der Küste Somalias angegriffen. Die Piraten beschossen das Schiff mit Maschinengewehren und reaktiven Panzerbüchsen, wurden jedoch von der Besatzung mit einem Wasserstrahl und durch den Einsatz eines Long Range Acoustic Devices abgewehrt.
  • Piraten kaperten am 16. Januar 2006 das in Portugal registrierte Frachtschiff Safina al-Birsarat mit 16 Besatzungsmitgliedern. Am 22. Januar stellte die USS Winston S. Churchill, ein Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse, das gekaperte Schiff. Nachdem Warnschüsse abgefeuert wurden, gaben die Piraten auf und zehn von ihnen wurden gefangengenommen. Diese wurden nach Mombasa, Kenia, gebracht und dort zu sieben Jahren Haft verurteilt.
  • Am 18. März 2006 führten die USS Cape St. George, ein Kreuzer der Ticonderoga-Klasse, und die USS Gonzalez, ein Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse, ein Gefecht mit Piraten, nachdem sie von diesen beschossen worden waren. Im Verlauf des Gefechtes wurde ein Pirat getötet und fünf verletzt. Insgesamt zwölf Piraten wurden gefangen.
  • Am 1. Juni 2007 wurde das einem dänischen Eigentümer gehörende Frachtschiff Danica White gekapert und in somalische Gewässer gesteuert. Am 3. Juni feuerte die USS Carter Hall, ein Landungsschiff der Harpers-Ferry-Klasse, auf die Piraten, die das dänische Schiff im Schlepp hatten, konnte diese aber nicht stoppen. Nach 83 Tagen in Gefangenschaft wurden die Besatzung und das Schiff freigegeben, nachdem der Eigner 1,5 Millionen US-Dollar Lösegeld bezahlte.
  • Am 28. Oktober 2007 wurde das japanische Tankschiff MV Golden Nori vor der somalischen Küste gekapert. Der Zerstörer USS Porter versenkte die Schnellboote der Piraten, die jedoch weiterhin den Tanker kontrollierten. Kriegsschiffe der US Navy und der Deutschen Marine verhinderten die Einfahrt des entführten Schiffes in den Hafen von Bosaso. Nachdem die Piraten ein Lösegeld gefordert hatten, gaben sie das Schiff mit den 21 Besatzungsmitgliedern an Bord am 12. Dezember frei.
  • Am 29. Oktober 2007 attackierten Piraten das nordkoreanische Frachtschiff Dai Hong Dan und besetzten die Brücke. Der Besatzung gelang es, den Maschinenraum und die Steuerinstrumente zu halten. Am nächsten Tag gewann die Besatzung die Kontrolle über das Schiff zurück. Sie tötete einen der Piraten und nahm sechs weitere gefangen. Bei dem Kampf wurden drei nordkoreanische Seeleute verletzt. Sie wurden später von Ärzten des Zerstörers USS James E. Williams medizinisch versorgt.
  • Am 1. Februar 2008 enterten Piraten das einer dänischen Reederei gehörende, unter der Flagge Russlands fahrende Frachtschiff Svitzer Korsakov. Das Schiff wurde in der Nähe der Stadt Eyl in Puntland festgesetzt und erst nach Zahlung von 700.000 US-Dollar mit der sechsköpfigen Besatzung am 18. März freigegeben.
  • Am 4. April 2008 wurde die CMA CGM gehörende Luxusyacht Le Ponant im Golf von Aden gekapert. Es waren keine Passagiere, aber 30 Besatzungsmitglieder aus Kamerun, den Philippinen, der Ukraine und Frankreich an Bord. Das französische Kriegsschiff Commandant Bouan der D'Estienne-d'Orves-Klasse und die Fregatte HMCS Charlottetown der Halifax-Klasse wurden zu der Yacht entsendet. Besatzung und Schiff wurden am 12. April freigegeben, offenbar nachdem der Eigner ein Lösegeld bezahlt hatte. Anschließend verfolgten französische Soldaten die Entführer, die bereits an Land gelangt waren. Nach den Angaben des französischen Militärs machte ein Scharfschütze an Bord eines Hubschraubers das Gefährt der Piraten fahruntüchtig, während ein anderer Hubschrauber landete. Die Soldaten nahmen sechs der Piraten gefangen und stellten einen Teil des Lösegeldes sicher. Die Piraten wurden nach Paris gebracht, wo sie am 13. April vor Gericht gestellt wurden.
  • Am 20. April 2008 wurde das unter spanischer Flagge fahrende Thunfischfangschiff Playa de Bakio etwa 215 Seemeilen vor der Küste von vier Piraten gekapert. Das Schiff hatte 26 Besatzungsmitglieder, 13 Afrikaner und 13 Spanier, und wurde bei dem Angriff leicht beschädigt. Die Piraten ankerten vor der Küste Puntlands und die spanische Regierung entsandte die Fregatte SPS Méndez Núñez der Álvaro-de-Bazán-Klasse in das Gebiet. Am 26. April wurden Schiff und Besatzung freigegeben. Angeblich wurde ein Lösegeld von 1,2 Millionen US-Dollar bezahlt, was von der spanischen Regierung dementiert wurde. Es ist nicht auszuschließen, dass der Schiffseigner ein Lösegeld entrichtete.
  • Am 21. April 2008 wurde die Al-Khaleej, ein unter der Flagge der Vereinigten Arabischen Emirate fahrendes Frachtschiff, mit 16 pakistanischen Besatzungsmitgliedern vor der Küste bei Bosaso gekapert. Am Tag darauf stürmten Sicherheitskräfte Puntlands das Schiff, töteten einen der Piraten und nahmen sieben gefangen. Ein Gericht in Puntland verurteilte die Piraten und vier Kollaborateure zu lebenslangen Gefängnisstrafen.
  • Das unter der Flagge Jordaniens fahrende Schiff Victoria wurde am 17. Mai 2008 etwa 55 km vor der Küste gekapert. An Bord des Schiffes, dessen Ziel Mogadischu gewesen war, waren 12 Besatzungsmitglieder aus Bangladesch, Indien, Pakistan und Tansania.
  • Am 24. Mai 2008 wurde das mit vier Russen und fünf Philippinern besetzte deutsche, unter niederländischem Management betriebene Schiff Amiya Scan im Golf von Aden gekapert. Das Schiff fuhr unter der Flagge von Antigua und Barbuda. Nur fünf Tage später, am 29. Mai 2008, wurde mit der "Lehmann Timber" ein weiteres Schiff einer deutschen Reederei von Piraten gekapert.
  • Am 21. August 2008 wurde das deutsche Schiff BBC Trinidad vor der Küste von neun Piraten gekapert. Das Schiff, welches unter der Flagge von Antigua und Barbuda fährt, sollte Equipment für die Ölindustrie von Houston, Texas, nach Maskat in das Sultanat Oman bringen. Nach langen Verhandlungen zwischen den Entführern und der Reederei wurde das Schiff nach 21 Tagen wieder freigegeben. Für die Freilassung des Schiffes und der Besatzung bezahlte die Reederei ein Lösegeld von zirka 1 Million US-Dollar.
  • Am 25. September 2008 kaperten Piraten den ukrainischen Frachter MV Faina, der mit 33 Kampfpanzern vom Typ T-72 sowie Raketenwerfern, Flugabwehrgeschützen und Munition in den kenianischen Hafen Mombasa unterwegs war. Russische und US-amerikanische Kriegsschiffe wurden stationiert, um eine Entladung der Rüstungsgüter aus dem vor Hobyo vor Anker liegenden Schiff zu verhindern. Insbesondere soll verhindert werden, dass diese Güter in die Hände von Kriegsparteien in Somalia geraten. Die Piraten waren eigenen Angaben zufolge ausschließlich an Geld interessiert und forderten 20 Mio. US-Dollar Lösegeld - die bislang höchste Forderung somalischer Piraten. Dieser Fall hat zudem besondere politische Brisanz wegen der mutmaßlichen Bestimmung der Rüstungsgüter: Zunächst hieß es, sie seien für die kenianische Armee bestimmt, es tauchten aber bald Hinweise auf, dass sie für die Krisenregion Südsudan und die Sudanesische Volksbefreiungsarmee (SPLA) vorgesehen seien. Süden und Norden Sudans haben 2005 mit einem Friedensabkommen den Krieg um die Unabhängigkeit des Südens beendet, rüsten aber beide im Hinblick auf das geplante Unabhängigkeits-Referendum Südsudans 2011 auf.
  • Am 12. November 2008 hat die indische Marine im Golf von Aden einen Piratenangriff auf das indische Handelsschiff Jag Arnav der in Mumbai ansässigen Reederei Great Eastern Shipping Company abgewehrt, nachdem diese einen Notruf abgab. Soldaten der Spezialeinheit Marine Commando Force (MARCOS) starteten von der Fregatte INS Tabar mit einem Hubschrauber vom Typ WS61 Sea King und verhinderten den Angriff.
  • Am 15. November 2008 hat die russische Fregatte Neustraschimy (FF 712) einen Angriff der Piraten im Golf von Aden auf den saudischen Frachter „Rabih“ abgewehrt.
  • Am 15. November 2008 kaperten die Piraten im südlichen Indischen Ozean den 330 m langen saudischen Supertanker Sirius Star der Reederei Vela International Marine, der unter liberianischer Flagge fährt. An Bord befinden sich eine Ölladung der Saudi Aramco im Wert von ca. 100 Mio. US-Dollar sowie 25 Besatzungsmitglieder, darunter sind Briten, Kroaten, Polen, Philippiner, Italiener und Saudis. Am 9. Januar 2009 gaben die Entführer das Schiff frei mit der Meldung: "Das Schiff ist frei. Die Besatzung ist frei." Laut der Nachrichtenagentur Reuters wurden 3 Mio. Dollar für die Freigabe bezahlt.
  • Am 19. November 2008 versenkte die indische Fregatte INS Tabar ein vermeintliches Piratenschiff.
  • Am 26. November 2008 gab die jemenitische Regierung bekannt, seit dem 18. November den Kontakt zum Frachtschiff Adina der Reederei Abu Talal verloren zu haben. Die Piraten kaperten das Schiff, das Stahl geladen hat, und gaben eine Lösegeldforderung von rund zwei Millionen US-Dollar an. Die Piraten haben nach offiziellen Angaben das Schiff ohne Zahlung von Lösegeld am 3. Dezember 2008 wieder freigegeben.
  • Am 28. November 2008 wehrte die deutsche Fregatte Mecklenburg-Vorpommern im Golf von Aden einen vermuteten Piratenangriff zweier Schnellboote auf das Kreuzfahrtschiff Astor ab.
  • Am 2. Dezember 2008 verhinderte die NATO mit dem italienischen Zerstörer Luigi Durand de la Penne vor der somalischen Küste einen Piratenangriff von 20 Schnellbooten auf fünf Frachtschiffe.
  • Am 29. Januar 2009 wurde der unter der Flagge der Bahamas fahrende Gastanker Longchamp mit einer Ladung Flüssiggas auf dem Weg von Europa nach Asien im Golf von Aden von somalischen Piraten überfallen und entführt. Das Schiff gehört einer zu MPC Münchmeyer Petersen Steamship gehörenden Beteiligungsgesellschaft in Hamburg.
  • Am 29. März 2009 wurde der Versorger Spessart (A 1442) der Deutschen Marine von Piraten angegriffen. Das an Bord befindliche Sicherungskommando wehrte den Angriff ab, die Piraten wurden nach mehrstündiger Verfolgung durch Kriegsschiffe gestellt und die Piraten festgenommen.
  • Am 4. April 2009 wurde die französische Segelyacht Tanit mit drei Personen an Bord von somalischen Piraten gekapert. Nachdem Verhandlungen scheiterten, ordnete der französische Präsident Sarkozy eine Befreiungsaktion an. Einheiten des COFUSCO (Commandement des Fusiliers Marines Commando) übernahmen am 10. April 2009 die Kontrolle über die Yacht und töteten mindestens zwei der Piraten. Bei dem Militäreinsatz kommt auch der Skipper Florent Lemaçon ums Leben.
  • Ebenfalls am 4. April 2009 kaperten Piraten das deutsche Containerschiff Hansa Stavanger rund 400 Seemeilen vor der Küste Somalias, (2° 40' S, 46° 3' O) auf der Fahrt von Dschabal Ali in den Vereinigten Arabischen Emiraten nach Mombasa in Kenia, wo es am 5. April 2009 eingetroffen wäre.
  • Am 8. April 2009 wurde die Mærsk Alabama auf der Fahrt nach Mombasa um 7:30 Uhr Ortszeit von somalischen Piraten in 310 sm Entfernung von der Küste Somalias gekapert. Der Frachter kam aus Salala im Oman, hatte Dschibuti angelaufen und war mit Hilfsgütern nach Kenia unterwegs.
  • Am 25. April 2009 wurde die Patriot im Golf von Aden gekapert.
  • Am 27. April 2009 konnte die Besatzung des russischen Tankschiffs NS Commander rund 120 Seemeilen östlich von Sokotra einen Piratenangriff durch den Einsatz von Wasserkanonen abwehren.
  • Am 2. Mai 2009 kaperten Piraten den ukrainischen Frachter Ariana, der unter maltesischer Flagge fuhr und rund 35.000 Tonnen Salz von Brasilien in den Nahen Osten bringen sollte. Alle an Bord befindlichen 24 Seeleute sind ukrainische Staatsbürger.
  • Am 5. Mai 2009 wurde der unter der Flagge von Antigua & Barbuda fahrende Mehrzweckfrachter Victoria circa 220 Seemeilen nördlich der somalischen Hafenstadt Boosaaso entführt.

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